Wirtschaft im Südwesten
2 | 2018
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LEUTE
GRÜNDER
Herr Beringer, warum haben Sie sich aus einer sicheren
Position heraus selbstständig gemacht?
Ich wollte noch einmal etwas Neues machen und dabei Er-
fahrungen anwenden, die ich in meiner langen Karriere bei
Sparkassen gemacht habe. Ein mir mehrfach angebotenes
Vorstandsamt wollte ich nicht übernehmen, da bleibt norma-
lerweise kaum noch ein Abend frei. Ich habe mich immer sehr
für Innovationen interessiert, sowohl bei den Kunden, als auch
bei meinem letzten Arbeitgeber. Ich war stark eingebunden
in die Entwicklung ganz neuer Produkte, etwa Schweizer-
Franken-Baukredite, oder in die Digitalisierung von Prozessen
im Bankenwesen.
Wie sieht Ihre neue Tätigkeit aus, was machen Sie?
Ich biete meinen Klienten sogenannte Innovationslabore so-
wohl mit deren Mitarbeitern als auch mit deren Kunden an.
Diese Labore sind ein- oder zweitägig, und die Teilnehmer
können dabei ganz frei von den Zwängen des beruflichen All-
tags Ideen entwickeln und auf ihre Realisierbarkeit abklopfen.
Und Ihre weiteren Standbeine?
Mein zweites Standbein ist das Entwickeln von Innovations-
strategien, wobei es darum gehen kann, dem Wettbewerbs-
druck mit neuen Produkten zu entgehen, also Alleinstellungs-
merkmale zu entwickeln und dies wiederum mit Mitarbeitern
und Kunden oder auch Bürgern. Beispielsweise erarbeite ich
derzeit mit einer Gemeinde einen Bürgerservice, der den
Wünschen der Einwohner auch entspricht. Ein solcher Pro-
zess kann mehrere Wochen bis zu einem Vierteljahr dauern.
Mein drittes Gebiet nenne ich „Kehrwoche“. Dabei geht es
darum, was weggelassen oder anders gemacht werden kann.
Ansprechpartner sind die Betriebsangehörigen. Auf diese
Weise kann ein Unternehmen mehr Zeit für Zukunftsprojekte
gewinnen, und der Prozess ist sozusagen innenfinanziert.
Wer sind Ihre potenziellen Kunden?
Es sind Banken, Gemeinden und vor allem mittelständische
Unternehmen.
Und Ihre ersten Kunden?
Das waren drei Sparkassen, eine Gemeinde und ein mittel-
ständischer Energieversorger.
Wie haben Sie Ihre Gründung finanziert?
Ich bin ein Ein-Mann-Betrieb und brauche eigentlich nur Te-
lefon, Tablet, Computer und ein Auto – meine Gründung hat
also kaum Investitionen erfordert. Mein Geschäftsplan sieht
vor, im zweiten Jahr bescheiden von meiner neuen Tätigkeit
leben zu können und im dritten Jahr dann einigermaßen aus-
kömmlich.
Wie lange wollen Sie Ihre neue Tätigkeit ausüben?
Solange es Spaß macht.
Und was ist Ihr Traum?
In Bernau, woher ich stamme und wo viele Innovationen,
die vor allem mit Holz zusammenhängen, entstanden, ein
Zentrum zu errichten, in dem ich mit meinen Kunden und
ihren Mitarbeitern Ideen für neue Produkte, neue Kunden
und Prozessverbesserungen entwickeln kann.
Interview: orn
Hilfe beim Innovationsprozess
Erfahrungen
anwenden
Bernhard Beringer Consulting
Gründer:
Bernhard Beringer (59), Bank-
kaufmann, Sparkassenbetriebswirt, In-
novationsmanager
Ort:
Waldshut
Gründung:
Januar 2017
Branche:
Unternehmensberatung
Idee:
Unternehmen dabei unterstützen,
Innovationen zu entwickeln und dadurch
bessere Geschäfte zu machen