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1 | 2018

Wirtschaft im Südwesten

19

IHK-Umfrage zum Geschäftsreiseverkehr im Dreiländereck

Starker Euro-Airport als Standortfaktor

F

ür die Wirtschaft der trinationalen Region

entlang des südlichen Ober- und Hoch-

rheins ist ein leistungsfähiger Flughafen, der

auch in Zukunft im Wettbewerb bestehen

kann, ein unverzichtbarer Standortfaktor.

Dies verdeutlicht auch eine Umfrage der

Industrie- und Handelskammern im Dreilän-

dereck zum Geschäftsreiseverkehr bei den

regionalen Unternehmungen.

Rund 500 Unternehmen aus der Schweiz,

Frankreich und Deutschland haben an der

Umfrage der Handelskammern im August

2017 teilgenommen: vom KMU bis zum Groß-

konzern. Rund ein Viertel der Unternehmen

tätigen pro Jahr mehr als 100 Geschäftsreisen

über eine Strecke von mehr als 200 Kilometer.

Gut 120 Unternehmen wählen dabei zu 50

Prozent das Flugzeug als Verkehrsmittel. Das

hat Entwicklungspotenzial. Der Euro-Airport

(EAP) steht bei den regionalen Unternehmen

für Geschäftsreisen an erster Stelle, gefolgt

von den Flughäfen in Zürich, Frankfurt und

Paris. Die meisten Geschäftskunden sind

sehr zufrieden mit dem EAP. Die drei Topde-

stinationen ab Basel sind Paris, Berlin und London. Die

Unternehmen erreichen den Euro-Airport mehrheitlich

mit dem Auto, wären aber bereit, auf die Bahn umzu-

steigen, wenn ein entsprechendes Angebot bestünde.

„Zahlreiche Unternehmen unserer trinationalen Region

im- und exportieren via Luftfracht. Allerdings werden

rund 80 Prozent davon nicht über den EAP abgewickelt.

Über den Ausbau der Infrastruktur könnte der EAP die

Qualität sichern und durch ein gutes Preis-Leistungs-

Verhältnis zusätzliche Potenziale beispielsweise bei der

Fracht ausschöpfen“ erklärt Andreas Kempff, Hauptge-

schäftsführer der IHK Südlicher Oberrhein. Die durch

die Umfrage gewonnenen Anregungen gelte es nun zu

vertiefen.

heo

Forderungen der Kammern

Die Verkehrsausschüsse der Handelskammern am Ober- und Hoch-

rhein sprechen aufgrund der Umfrageergebnisse folgende Emp-

fehlungen aus, die mit dem EAP-Präsident und -Geschäftsleitung

diskutiert wurden.

„Esprit trinational“ pflegen

: Generell soll der „Esprit trinational“

am EAP stetig gepflegt werden, um für das spezielle Konstrukt

des Flughafens bei neuen Herausforderungen rasch pragmatische

Lösungen zu finden. Um am Flughafen tätigen Unternehmen lang-

fristig Investitionen zu ermöglichen, braucht es Rechtssicherheit,

die aufgrund von Lücken im bestehenden Staatsvertrag zum EAP

von 1949 im Arbeits- und Steuerrecht nicht mehr gegeben ist.

Mit den in den letzten zehn Jahren erarbeiteten Lösungen ist man

dieser Forderung einen großen Schritt nähergekommen.

Erreichbarkeit kontinuierlich optimieren:

Die Umfrage zeigt,

dass die Erreichbarkeit ein wichtiger Erfolgsfaktor für den Euro-

Airport ist. Der Bahnanschluss des EAP spielt dabei eine Schlüs-

selrolle und soll nun im nächsten Ausbauschritt des Bahnnetzes

erfolgen. Ein Bahnanschluss bietet den Flugpassagieren und den

Beschäftigten des Flughafengeländes eine interessante Alternati-

ve zum Auto. Die Tarifstrukturen im öffentlichen Verkehr sind so

zu gestalten, dass aus allen drei Ländern einfach Tickets gelöst

werden können, um an den EAP zu reisen. Angebote wie „Zug zum

Flug“ sind zu fördern. Zudem soll die Straßenanbindung über den

Ausbau des Autobahnkreuzes A35/RD105 verbessert werden.

Aktuelle Betriebszeiten aufrechterhalten:

Die aktuellen Be-

triebszeiten des EAP sind beizubehalten. Die volkswirtschaftliche

Bedeutung des EAP ist groß. Ein Flughafen macht aber auch Lärm

und belastet so Teile der Region. Es geht darum abzuwägen, wel-

che Maßnahmen zur Lärmreduktion angemessen sind und welche

nicht. In den letzten Jahren hat die Politik vermehrt gefordert, die

Betriebszeiten des EAP zu kürzen und die Nachtflugsperre auszu-

dehnen. Dies ist aus Sicht der Wirtschaft keine verhältnismäßige

Forderung. Eine Verkürzung der Betriebszeiten hat für die Airlines

und die Handlingfirmen einschneidende Folgen. So könnten die

Express-Unternehmen gewisse Angebote für die regionale Wirt-

schaft gar nicht mehr leisten. Das Handling würde teurer und die

Attraktivität des EAP würde sinken. Lärmemissionen sollten nicht

durch Verbote sondern vielmehr mit technischen und prozessua-

len Optimierungen eingedämmt werden. Anreizsysteme können

dabei eine wichtige Grundlage bieten.

heo

Bild: Euro-Airport

Die drei Topdestinationen ab

Basel: Paris, Berlin, London.